Vorsitzender: Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl SCHRIFTFÜHRER: Wolfgang POLZ SCHRIFTPRÜFERIN: GR.in Sissi POTZINGER STENOTYPISTIN: Heidemarie LEEB BEGINN: 11.00 Uhr ENDE DER SITZUNG: 11.20 Uhr Während das Bläserensemble des Grazer Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Prof. Mag. Erich Gambutz „Ave Verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart spielt, betreten Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl und die Ehrengäste der Stadt Graz den Gemeinderatssitzungssaal. Bgm. Mag. Nagl: Werte Trauergemeinde, sehr geehrte Damen und Herren! Ich begrüße Sie alle sehr herzlich zur heutigen Trauersitzung für unseren verstorbenen Ehrenringträger Professor Max Mayr, Redakteur in Ruhe. „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, oder wie es Antoine de Saint Exupery seinen Fuchs im „kleinen Prinzen“ sagen lässt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Die Stadt Graz nimmt heute Abschied von Professor Max Mayr, einem Grazer, der einen Blick dafür hatte, die Schönheit auch dort zu erkennen, wo sie der Zahn der Zeit verwittern ließ, weil er nicht nur die architektonische Besonderheiten von Häusern und Gebäuden wahrnahm, sondern deren Geschichte und die Geschichten der Menschen, die sie über Jahrhunderte bewohnten und in ihnen arbeiteten. Ich danke Ihnen, verehrte Trauergäste, dass Sie durch Ihre Anwesenheit tiefe Verbundenheit mit dem Verstorbenen bekunden und darf Sie alle mit gebührendem Respekt begrüßen. Zuallererst grüße ich die Familie, Gattin Herta Mayr und die beiden Söhne Mag. Paulus Mayr und Markus Mayr. Ich möchte Ihnen persönlich meine Anteilnahme ausdrücken und darf Ihnen dafür danken, dass Sie dem Verstorbenen stets Kraft, Stärke, Liebe und Rückhalt gegeben haben. Ich begrüße den Ehrenbürger der Stadt Graz, seine Exzellenz Diözesanbischof Senator Dr. Johann Weber. Mein Willkommensgruß gilt ebenso den anwesenden Ehrenringträgern: Landeshauptmann-Stellvertreter a.D. Senator Prof. Kurt Jungwirth und Univ.-Prof. Dipl.-Ing. DDDr. Willibald Riedler. Ich grüße sehr herzlich den Ersten Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer. Weiters geben uns die Ehre ihrer Anwesenheit, in Vertretung des Diözesanbischofs Stadtpfarrprobst Monsignore Mag. Christian Leibnitz, in Vertretung des Superintendenten Hofrat Dr. Ernst Burger sowie der Grazer Stadtpolizeikommandant Brigadier Kurt Kemeter. Ich begrüße auch ganz herzlich meine Kolleginnen und Kollegen der Stadtregierung, begrüße die Klubobleute und die erschienenen Gemeinderatsmitglieder. Für die Beamtenschaft heiße ich unseren Magistratsdirektor Mag. Martin Haidvogl herzlich willkommen. Professor Max Mayr wurde am 19. August 1928 in Lohnsburg in Oberösterreich geboren. Kurz nach seiner schulischen Ausbildung wurde er zum Arbeitsdienst und später zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Nach Ende des Krieges absolvierte er eine Fachausbildung mit dem Berufsziel, Gutsverwalter zu werden. Letztlich entschied sich Professor Max Mayr jedoch für die Berufslaufbahn eines Journalisten und war ab 1955 Redakteur bei der Jugendzeitung „Die Wende“. 1960 erfolgte sein Eintritt bei der „Kleinen Zeitung“ – zu deren redaktionellen Stützen er über Jahrzehnte gehörte – und deren Chef vom Dienst er ab 1964 war. Neben seiner intensiven journalistischen Tätigkeit, die sicher dazu beitrug, der „Kleinen Zeitung“ ein besonderes Profil als größte österreichische Bundesländerzeitung zu geben, galt seine ganze Liebe und Hingabe der Rettung und Erhaltung der Grazer Altstadt. „Spitzhacke halt!“ und „Rettet die Grazer Altstadt“ waren im Herbst 1972 wichtige Aktionen der „Kleinen Zeitung“, die den Bau von Garagen am Stadtrand, die Schaffung von Fußgängerzonen und die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs zum Inhalt hatten. Max Mayrs engagierte Tätigkeit und sein beherztes Eintreten, zusammen mit seinem journalistischen Engagement, haben dazu beigetragen, dass die Grazer Altstadt als Juwel einer über die Jahrhunderte gehenden Städtebaukunst erhalten werden konnte. „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst!“, hat uns Augustinus für unser Leben mitgegeben. Dieses Feuer brannte in Max Mayr. Deshalb gründete er 1972 unter anderem mit dem ehemaligen Präsidenten des Steiermärkischen Landtages, Universitätsprofessor Dr. Hannes Koren, das Aktionskomitee „Rettet die Grazer Altstadt“. In unzähligen pointierten Artikeln motivierte er die Grazer Bevölkerung und sammelte über die Zeitung 107.000 Unterschriften zum Schutz des historischen Bauerbes von Graz. 1974 schrieb er zusammen mit Peter Philipp das Buch „Graz-Lob der Altstadt“, welches durch hervorragendes Bildmaterial und einfühlsame Texte einen unglaublichen Erfolg hatte und den interessierten Leserinnen und Lesern die architektonischen Schönheiten des Altstadtkerns von Graz vermitteln konnte. Professor Max Mayr initiierte mehrere internationale Konferenzen und Kongresse zum Schutz des wertvollen Baubestandes und forderte Gesetze gegen Zerstörungen in den Altstadtbereichen von Graz, aber auch in anderen steirischen Städten und Gemeinden. 1974 wurde vom Steiermärkischen Landtag das Grazer Altstadterhaltungsgesetz und 1977 das Ortsbildschutzgesetz beschlossen. 1976 gründete Max Mayr mit Hilfe von Lord Duncan Sandys, der damals dem Verein “Europa nostra“ vorstand, das Internationale Städteforum Graz. Heute gehören diesem Forum 72 Städte, vor allem des Alpe-Adria-Donauraumes, an. Der Initiative von Professor Max Mayr sind, auch mit Hilfe des Altstadterhaltungsfonds, große Fassadensanierungsaktionen und ausgedehnte Revitalisierungen zu danken. Außerdem gab er Denkanstöße zu qualitätsvollem neuen Bauen in geschichtlicher Umgebung und zur Verbesserung der Wohnqualität in historischen Bauten. Umdenkprozesse in der Bevölkerung, die ihre Auswirkungen in der Kommunalpolitik hatten, führten zur Ausweitung von Fußgängerzonen, zur Revitalisierung von Innenhöfen und zur Belebung der Innenstädte. Diese heute selbstverständlichen Gegebenheiten in den architektonischen Strukturen wären ohne die kulturelle und journalistische Positionierung Max Mayrs nicht realisierbar gewesen. Das Internationale Städteforum Graz verdankt seiner Initiative zahlreiche große internationale Kongresse für Altstadt- und Baukultur, die auch richtungsweisend für die Weiterentwicklung kommunaler Planungen waren. Seit 1983 gibt das Städteforum viermal jährlich ein Magazin heraus, dessen „Spiritus rector“ unermüdlich Max Mayr lange Jahre war. Für seine nimmermüden Aktivitäten, die von seiner Gattin Herta über all die Jahre aktiv mitgetragen wurden, wurde Professor Max Mayr nach mehr als 20-jähriger Präsidentschaft zum Ehrenpräsidenten des Internationalen Städteforums ernannt. Die überragenden Leistungen von Prof. Max Mayr haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Altstadt von Graz 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Professor Max Mayr war aber nicht nur ein überzeugender Kämpfer für unser historisches Erbe, er war auch ein überzeugter Europäer und bekennender Christ. Über drei Jahrzehnte war er als Chefredakteur für die „Steirischen Berichte“ des steirischen Volksbildungswerks im Einsatz und hat damit wesentlich jenen Alpe-Adria-Donau Raum in das Bewusstsein der Steirerinnen und Steirer gerückt, der nach dem Fall das Eisernen Vorhangs für uns nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich von enormer Bedeutung ist. Professor Max Mayr war ein Wertkonservativer im besten Sinn des Wortes. Ein Mensch, für den Heimat nichts mit Enge zu tun hatte, sondern mit Wurzeln, für den das Verständnis von eigener Kultur das Hilfsmittel war, um Neues einordnen zu können und der zu seiner christlichen Haltung auch in seinen Beiträgen und Kommentaren gestanden ist. Ist es der Tod, der uns die Einzigartigkeit und Einmaligkeit jeder unserer Handlungen letztlich bewusst macht, so ist es für uns Christen die Gewissheit der Auferstehung, die uns die Angst vor dem Tod nimmt und uns in der Trauer tröstet, denn wie singen wir in der nachösterlichen Zeit: „Ich werde durch sein Auferstehen gleich ihm aus meinem Grabe gehen.“ Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrte Gäste dieser Trauersitzung! Professor Max Mayr wurde für dieses vorbildliche Leben zu Recht mehrfach geehrt. Neben dem Ehrenring unserer Stadt Graz war er Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark, er erhielt den Professorentitel und war Ehrenpräsident des von ihm mitinitiierten Internationalen Städteforums. Als Journalist wurde er unter anderem mit dem Staatspreis für journalistische Leistungen im Interesse der Jugend und dem Kudlich-Preis gewürdigt. Die Stadt Graz nimmt heute offiziell Abschied von einem ihrer großen Mitbürger und ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit für diesen Abschied genommen haben. Schließen möchte ich diese Trauersitzung für Professor Max Mayr, einem Mann dem Sprache zeitlebens von großer Bedeutung war, mit einem Gedicht des deutschen Dramatikers und Lyrikers Friedrich Hebbel; „Das alte Haus“ Der Maurer schreitet frisch heraus, er soll dich niederbrechen; da ist es mir, du altes Haus, Als hörte ich dich sprechen: "Wie magst du mich, das lange Jahr' der Lieb' und Eintracht Tempel war, wie magst du mich zerstören? Dein Ahnherr hat mich einst erbaut und unter frommem Beten mit seiner schönen stillen Braut mich dann zuerst betreten. Ich weiß um alles wohl Bescheid, Um jede Lust, um jedes Leid, was ihnen widerfahren. Dein Vater ward geboren hier In der gebräunten Stube, Die ersten Blicke gab er mir, Der munt're, kräft'ge Bube. Er schaute auf die Engelein, Die gaukeln in der Fenster Schein, Dann erst auf seine Mutter. Und als er traurig schlich am Stab, Nach manchen schönen Jahren, Da hat er schon, wie still ein Grab, In meinem Schoß erfahren. In jener Ecke saß er da, Und stumm und händefaltend sah Er sehnlich auf zum Himmel. Du selbst - doch nein, das sag' ich nicht, Ich will von dir nicht sprechen. Hat dieses alles kein Gewicht, Magst du mich niederbrechen. Das Glück zog mit dem Ahnherrn ein, Zerstöre du den Tempel sein, Damit es endlich weiche. Noch lange Jahre kann ich stehn, Bin fest genug gegründet, Und ob sich mit der Stürme Weh'n Ein Wolkenbruch verbündet, Kühn rag' ich wie ein Fels empor, Und was ich auch an Schmuck verlor, Gewann ich's nicht an Würde? Und hab' ich denn nicht manchen Saal Und manch geräumig Zimmer? Und glänzt nicht festlich mein Portal In alter Pracht noch immer? Noch jedem hat's in mir behagt, Kein Glücklicher hat sich beklagt, Ich sei zu klein gewesen. Und wenn es einst zum Letzten geht, Und wenn das warme Leben In deinen Adern stille steht, Wird dies dich nicht erheben, Dort, wo dein Vater sterbend lag, Wo deiner Mutter Auge brach, Den letzten Kampf zu streiten?" Nun schweigt es still, das alte Haus, Mir aber ist's als schritten Die toten Väter all' heraus, Um für das Haus zu bitten; Und auch in meiner eig'nen Brust, Wie ruft so manche alte Lust: Lass stehn das Haus, lass stehn! Indessen ist der Mauermann Schon ins Gebälk gestiegen, Er fängt mit Macht zu brechen an, Und Stein' und Ziegel fliegen. "Still, lieber Meister, geh' von hier, Gern zahle ich den Taglohn dir, Allein das Haus bleibt stehen." Das Bläserensemble spielt zum Schluss „Alle Menschen müssen sterben“ von Johann Sebastian Bach. Bgm. Mag. Nagl: Mit den Klängen von Johann Sebastian Bachs „Alle Menschen müssen sterben“ verabschieden wir uns von einem großen Grazer, dem wir, aber auch die, die nach uns kommen, sehr, sehr viel zu verdanken haben. Nochmals ein Dankeschön für Ihr Erscheinen zur heutigen Trauersitzung. Ich darf diese nun schließen und der Familie Mayr nochmals unser tiefstes Mitgefühl ausdrücken und Ihnen viel, viel Kraft für die kommende Zeit wünschen. Alles Gute. Bürgermeister Mag. Siegfried N a g l schließt die Trauersitzung des Gemeinderates um 11.20 Uhr. Der Vorsitzende: Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl Der Schriftführer: Die Schriftprüferin: Wolfgang Polz GR.in Sissi Potzinger Protokoll erstellt: Heidemarie Leeb 1 Trauersitzung des Gemeinderates vom 5. Juli 2012